Tschüss, Mozilla Firefox!

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Dies wird nun ein Rant. Ich muss hier einfach einmal meinen Frust bezüglich des Browsers Firefox loswerden.

Disclaimer: Ich bin einfach nur angepisst. Was hier nun folgt ist null recherchiert und zu einem Großteil stammen die Informationen aus meinen Erinnerungen. Daher ist natürlich alles stark subjektiv.

Ich bin schon ein, zwei Tage länger im Internet und dem WWW unterwegs und bei mir hat alles mal mit Netscape angefangen. Die Zeit war spartanisch, Webdesign fand vorwiegend auf der Basis von Tabellen statt und Flash fing gerade an, der heißeste Scheiß im Netz zu werden. Natürlich habe ich dann auch mit der Zeit die Umwandlung von Netscape über Mozilla zu Mozilla Firefox mitgemacht und bin seit den Anfängen dem Browser treu geblieben. Es gab ein paar schwache Momente, wo ich etwas über den Tellerrand geschaut und auch mal Chrome, Opera und weitere Alternativen auf dem Browsermarkt getestet habe. Letztendlich bin ich aber immer wieder zu Firefox zurückgekehrt.

Vor wenigen Tagen erschien nun Firefox in der Version 75. Dies stellte für mich nun das persönliche Ende der Ära Firefox dar und war dann leider auch nur der Abschluss des schon vor lange Zeit begonnen Abstieg des Browsers. Es war quasi das Update, was dann das Fass zum Überlaufen gebracht hat.

Firefox fing als Browser recht simpel an: Es gab all die grundlegenden Funktionen, die man von einem Browser erwartet und damit war das Thema abgehandelt. Schlicht, einfach und funktionell. Wenn man mehr haben wollte, so konnte man sich so ziemlich alle erdenklichen Funktionen als Add-on nachinstallieren. Und so ging Firefox lange seinen Weg: Fokussiert darauf einen Browser zur Verfügung zu stellen, mit dem man gut und gerne Arbeiten kann. Dies ging eigentlich recht viele Jahre gut und es gab nie etwas, was mich groß an dem Browser gestört hat.

Der Browsermarkt entwickelte sich weiter, Chrome kam auf und auf einmal liefen Firefox die Nutzer davon. Der Vorteil von Chrome lag hier an deren Engine, den schnellen Ladezeiten von Websites und natürlich der aggressiven Werbung durch Google. Ich glaube Mozilla dachte aber, dass die schwindenden Nutzerzahlen nicht mit der Geschwindigkeit des Browsers zusammenhängen, sondern, dass Firefox einfach nicht Hip und Cool genug ist. Dem entsprechend folgte eine Designänderung die nächste, vieles musste so gemacht werden wie Chrome es auch macht. Und ab dem Punkt fing Firefox an für mich als Nutzer zu sterben.

Während Mozilla versuchte mir mit jedem neuen Update irgendeine Designentscheidung oder Funktionalität ins Gesicht zu drücken, musste ich immer mehr Zeit mit Recherche und in about:config verbringen, um die grausigen Ideen von Mozilla durch abstruse Konfigurationsflags zu unterdrücken. Erst wurde den Nutzern Pocket reingewürgt, was man zwar deaktivieren kann, aber man keine Ahnung hat, was es sonst noch so im Hintergrund macht. Dann folgte der Trend, dass einfach irgendwelche Add-ons bei Nutzern installiert wurden zum Testen. Hier gab es zwar eine Opt-Out Möglichkeit, aber das dies Standardmäßig aktiviert war, war schon schlimm genug. Später kamen dann auch noch die Experimente mit DNS over HTTP in Zusammenarbeit mit Cloudflare hinzu. Nein Danke! Auch hier kann man sich nur wieder durch about:config herauswinden. Ich will einfach all solche Sachen nicht haben. Klar muss man irgendwie mit der Zeit gehen, aber nicht, indem man zu jeder Gelegenheit dem Nutzer mit dem nackten Arsch ins Gesicht springt. Wofür gibt es denn seit Anfang an die Option der Add-ons?

Das war euer ganzer Fokus: Basic-Browser mit guter Add-on Unterstützung. Aber das wolltet ihr wohl auch nicht mehr sein. Denn im nächsten Schritt wird das komplette Add-on System gekippt. Nun muss alles als Webextensions laufen. Alle Entwickler müssen also nach eurer Nase tanzen und die Add-ons nun als Webextensions zur Verfügung stellen. Das gerade in der Zeit der Umstellung einfach mal der Großteil aller Add-ons nicht mehr funktioniert oder verfügbar ist, hilft sicherlich der Beliebtheit von Firefox.

Irgendwann wurde auch die Unterstützung von RSS/Atom-Feeds abgeschafft. Eine Entscheidung, die ich nun zwar nicht unterstütze, aber durchaus nachvollziehen kann: Weniger Code, den man pflegen muss und etwas, was man einfach durch eine Extension wieder dem Browser hinzufügen kann. Wow! Als wenn wir hier quasi wieder bei der Basis des Browsers angekommen wären!

Es folgten immer mehr, aus meiner Sicht zweifelhafte Änderungen am Browser und statt in Ruhe zu Arbeiten oder zu Surfen musste ich immer mehr Zeit darauf aufwenden, Firefox wieder für mich verwendbar zu machen. Meiner user.js wurde immer größer. Doch irgendwie mochte ich Firefox trotzdem zu sehr. Über die Jahre hatte ich den Browser liebgewonnen und konnte auch noch einiges verzeihen. Vor allem mit dem „Quantum“-Update konnte Firefox doch einige Pluspunkte wieder bei mir sammeln. Endlich mal wieder der Fokus auf die Geschwindigkeit. Aber das soll es dann auch schon wieder mit den sinnvollen Updates gewesen sein.

Nun wieder der Sprung nach vorne: Firefox 75. ARGH! Dieses verdammte Update. Nicht nur kotzt mich diese neue „Megabar“ an, weil sie ein optischer Horror ist, nein, ich kann sie nicht einmal konfigurieren. Also wieder ein Ausflug nach about:config! Kurze Recherche was ich da einstellen muss… und was muss ich da lesen?! Ja, kann man ändern, aber die Konfigurationsflags fliegen mit dem nächsten Update direkt wieder raus. Die Megabar ist gekommen um zu bleiben. Friss oder stirb, du blöder Anwender. Hier muss ich nun also in der userChrome.css herumfummeln um den Browser wieder irgendwie für mich nutzbar zu machen.

Ich habe die Schnauze voll! Jedes Mal ist es mehr Arbeit Firefox wieder mit Gewalt so hinzubiegen, dass er mir ein angenehmes Nutzererlebnis beschert, als das ich wirklich ordentlich mit ihm arbeiten kann. Statt sich darauf zu konzentrieren in wirklicher Konkurrenz zu den anderen Browsern zu gehen, indem man an der eigenen Engine arbeitet, die Geschwindigkeit verbessert und dem Nutzer ein gutes Browsererlebnis bietet, wird hier sinnlos an der UI herumgebastelt. „Oh, unser Marktanteil sinkt. Ein neuer Anstrich wird sicherlich helfen.“ Tut mir leid Firefox. Aber Schimmel kommt auch recht schnell durch eine neue Schicht Farbe wieder durch.

Ich habe es einfach Satt mich um den Browser zu kümmern. Ich will ihn doch nur nutzen. Er muss doch „nur“ vernünftig das WWW navigieren. Aber selbst wenn ich bei dem ganzen Design-Mist, den ungewollten Funktionen und der ganzen Werbung für andere Mozilla Produkte wie Lockwise und Monitor beide Augen zudrücke, versagt der Browser mit dem neuen Update nun einfach in seiner Grundfunktion: Manche Websites funktionieren einfach nicht mehr. Unerklärliche JavaScript Fehler, die vorher nie aufgetaucht sind. Kein anderer Browser zeigt mir diese Probleme.

Meine erste Vermutung ist hier natürlich, dass das Problem an mir liegt: Immerhin habe ich sehr viel in der about:config herumgespielt und auch diverse Extensions installiert. Also habe ich einfach mit einem komplett frischen Profil angefangen. Alles auf null. Einmal ordentlich. Dann wird sicherlich alles wieder besser. Nope. Nichts. Nada. Niente. Seiten, die in anderen Browsern funktionieren, die ich täglich nutze und sogar für meine Arbeit brauche, funktionieren nicht mehr. Entweder laden sie nur teilweise oder gar nicht. Es reicht. Ich habe keine Lust und vor allem auch keine Energie mehr, um hier noch mehr Arbeit herein zu stecken. Es sollte nicht meine Aufgabe sein dafür zu sorgen, dass mein Browser funktioniert. Es soll MIR die Arbeit abnehmen und nicht anders herum. For God's sake, selbst lynx im Terminal unter Ubuntu kann aktuell Webseiten besser darstellen als Firefox. Und das ist ein verdammter Textbrowser!

Je nachdem wo man schaut, hat Firefox aktuell einen Marktanteil von unter 9% oder noch weniger. Und wisst ihr was? Das ist verdient. Absolut verdient. Statt sich auf die Kernkompetenzen zu konzentrieren, wird hier an allen Ecken und Enden irgendwas angeklebt, damit es mehr wie Chrome aussieht und sich anfühlt. Aber wisst ihr noch was? Wenn ich Chrome haben wollen würde, würde ich den Browser schon lange nutzen. Da ihr aber ja anscheinend so davon überzeugt seid, so sein zu müssen wie Chrome, helfe ich euch dabei: Macht euch keine Arbeit mehr, ich wechsle auf irgend einen Chromium-Verschnitt, dann haben alle das, was sie wollen: Ich einen funktionierenden Browser und ihr (k)eine Nutzerschaft die, die Chromeoptik nutzen.

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