Von offenen Enden und fehlenden Fortsetzungen

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Dieser Beitrag erschien ursprünglich bei pantsu.de am 25.05.2016

Statt hier immer nur News, Bilder und sonst etwas zu posten, wollen wir heute mal etwas ganz anderes machen. Heute wird es Zeit, sich mal mit einem Problem zu beschäftigen, mit dem wohl viele vertraut sind. Ein Anime gefällt einem richtig gut und dann passiert es: Ein offenes Ende und eine Fortsetzung ist weit und breit nicht in Sicht. Und dies ist ein Punkt, der sich wohl recht schnell nicht ändern wird. Auch wenn das Ende halbwegs abgeschlossen ist, wartet man doch auf eine zweite Staffel nicht selten vergeblich. Um die Ursache dafür zu ergründen, muss man sich eigentlich mit einer ganz anderen Frage beschäftigen: Warum werden Anime überhaupt produziert?

Kurz gesagt, geht es natürlich um das liebe Geld. Allerdings nicht wie man vermuten mag um das Geld, welches ein Anime an sich einspielt. Diese sind nämlich eher geldfressende schwarze Löcher und nicht selten für sich genommen äußerst unprofitabel. Eine Serie, zusammen mit ihren DVD- und Blu-ray-Verkäufen, kann nur in wenigen Fällen die Produktionskosten wirklich decken, geschweige denn einen ordentlichen Profit einspielen. Der Grund, warum Anime produziert werden, liegt daher anderswo.

Nüchtern betrachtet sind die meisten Anime nichts anderes, als ca. 20-minütige Werbespots. Die meisten Anime adaptieren bestimmte Vorlagen: Visual Novels, Manga, Light Novels oder Games. Diese Vorlage wird dann recht offen adaptiert, nicht selten mit einem offenen Ende. Hier geht es vorwiegend darum, das Quellmaterial zu promoten und dafür zu sorgen, dass davon die Verkaufszahlen ordentlichen angekurbelt werden. Gerade deswegen wird hier gerne mal auf eine Fortsetzung verzichtet, damit die Zuschauer zum Quellmaterial greifen, wenn sie mehr erfahren wollen. Und wenn man sich so die Verkaufszahlen in Japan ansieht, funktioniert dies hervorragend. Und nicht nur in Japan. Das Quellmaterial von vielen Animetiteln wird auch immer schneller in anderen Ländern lizenziert und an den Endkunden gebracht. Ist das Quellmaterial bereits abgeschlossen, wie zum Beispiel bei Manga und Light Novels, sinkt die Chance einer Fortsetzung auf quasi 0%. Hier macht es keinen Sinn weiteres „Werbematerial“ zu produzieren.

Neben der Promotion von Manga, Light Novels und Co. geht es auch oft darum, Merchandise an den Mann zu bringen. Anime, welche sich vor allem durch das Merchandise bezahlt gemacht haben, sind zum Beispiel Evangelion oder aber auch das Gundam Franchise. Merchandise muss nicht immer in der Form von Figuren, Bausätzen oder ähnlichem existieren. Teilweise geht es bei Anime auch nur darum, die Musik dahinter bekannter zu machen und CD-Verkäufe anzuregen. Dafür gibt es natürlich so bekannte Beispiele wie die Anime des Macross Franchise. Aber auch Titel, bei denen man diesen Hintergrund nicht direkt vermuten würde, wie Hai to Gensou no Grimgar aus der vergangenen Winter Season. Hier wurden sogar bereits fertig gesprochene Dialoge nicht im Anime verwendet, um die Band (K)NoW_NAME weiter in den Vordergrund zu rücken und die Gruppe bekannter zu machen.

Aber es muss nicht immer um das Quellmaterial gehen. Nicht gerade selten geht es auch darum, den Tourismus an bestimmten Orten in Japan anzukurbeln und für bestimmte Regionen zu werben. Und es funktioniert. Anime Tourismus findet in Japan hier und dort auch schon mal in sehr großem Stil statt. Ein gutes Beispiel ist hier Girls und Panzer. Der Anime hat sich großer Beliebtheit erfreut und dafür gesorgt, dass in Ōarai, der Stadt, welche dem Anime Modell stand, der Tourismus rasant und enorm angestiegen ist.

DVD- und Blu-ray-Verkäufe spielen natürlich letztendlich auch eine Rolle. Bei vielen Titeln wäre eine Fortsetzung nicht gerade förderlich, wenn man das Quellmaterial bekannter machen möchte. Im Falle von SHAFTs Monogatari-Serie allerdings bringen die Verkäufe mehr Geld ein, als es die Verbreitung der Light Novels je könnte. So war die zweite Monogatari Staffel eine der besten Serien aller Zeiten. Zumindest was das Finanzielle angeht. Im Durchschnitt wurde hier jede DVD/Blu-ray zusammen insgesamt über 42.000 Mal verkauft. Da ist es kein Wunder, dass SHAFT hier so schnell der Produktion kein Ende setzt. Allerdings gibt es auch die anderen Fälle: Mit fast 9.000 Verkäufen pro DVD/Blu-ray hat sich No Game No Life nun für einen Anime nicht schlecht verkauft. Hier ist allerdings die Verbreitung des Quellmaterials wichtiger.

Natürlich kann man nicht alleine anhand der Verkaufszahlen festmachen, ob es eine Fortsetzung geben wird oder nicht. Der Anime Hamatora hat sich im Schnitt gerade mal 2.000 Mal verkauft. Dies ist definitiv nicht viel und ist auch finanziell nun nicht gerade das Wahre. Trotzdem wurde hier aber eine weitere Staffel produziert. Auch wenn die Verkaufszahlen einen Faktor darstellen, kann man an ihnen alleine nicht feststellen, ob es eine Fortsetzung geben wird oder nicht.

Zurzeit ist der Trend aber klar: Es werden sehr viele Manga und Light Novel Adaptionen produziert, um vor allem das dazu gehörige Quellmaterial zu promoten und die Verkäufe anzuregen. Daher ist bei vielen aktuellen Titeln die Chance auf eine Fortsetzung doch eher gering. Vor allem, wenn es sich um ein offenes Ende handelt.

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