Proxy-Shopping in Japan

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Je mehr man sich mit Anime, Manga und dem ganzen Kram beschäftigt, desto mehr kommt man auch in die Versuchung, hier und dort mal was in Japan zu bestellen. Seien es nun Süßigkeiten, Figuren oder vielleicht sogar mal die Boxed Ausgabe einer Visual Novel. Vieles bekommt man hierzulande oder immerhin in Europa durch gewisse Händler schon recht einfach. Zwar sind die Preise immer etwas höher, als wenn man es sich selbst in Japan bestellt hätte, dafür spart man sich aber gegebenenfalls das Herumägern mit dem Zoll.

Allerdings kommt man so auch nicht an alles heran und manche Dinge muss man einfach direkt in Japan bestellen. Hier kann man ab und zu aber auch schon recht schnell auf neue Hindernisse stoßen: Nicht jeder Händler in Japan exportiert auch nach außerhalb. Manche Produkte sollen einfach nicht exportiert werden, in anderen Fällen sträuben sich einfach nur die Händler gegen den Export und wollen nur den einheimischen Markt bedienen. Aber natürlich gibt es hier auch ein Hintertürchen. Und darum soll es hier heute gehen.

Wie immer, wenn irgendjemand etwas nicht machen möchte, gibt es jemand anderen, der genau diesen Service oder etwas passendes anbietet. Man muss ja kein Geld auf der Straße liegen lassen. So ist das natürlich auch hier der Fall. In Japan gibt es diverse „Proxy“ Services, über die man bestellen kann. Diese können auf unterschiedliche Art und Weisen funktionieren: Manche bietet an, dass man sich bei ihnen eine Adresse bzw. Postfach mieten kann. Alles, was man nun an diese Adresse geliefert wird, wird von ihnen ins Ausland weiter geschickt. Bei anderen Anbietern gibt man nur einen Link zum gewünschten Produkt an. Ab dem Moment braucht man sich dann um nichts mehr zu kümmern, außer gespannt vor dem eigenen Briefkasten zu warten.

Ich habe keine Kosten und Mühen gescheut, mal so einen Service zu testen. Vielleicht wollte ich auch einfach nur die Boxed Version von Nekopara Vol. 2 mit dem Artbook haben. Genaueres weiß man nicht. Für meinen Test habe ich mich für treasure-japan.com entschieden. Dies geschah vor allem aus Gründen der Faulheit: Zum einen gehört der Anbieter zur zweiten genannten Kategorie und ich brauchte denen nur einen Link präsentieren und abwarten. Zum anderen war es auch quasi der erste Anbieter, den ich gefunden hatte, der halbwegs vertrauenswürdig aussah. Dass auf der Startseite Katzenbilder gezeigt werden, untermauerte nur diesen Eindruck.

Die Verwendung des Service ist recht simpel. Nachdem man sich einen Account erstellt hat, kann man unter dem Punkt Shopping den Link zu einem Artikel angeben und muss dazu nur noch ein paar Details hinzufügen. Hierzu gehört der Name des Gegenstandes, der Preis und die Anzahl. Zusätzlich gibt es noch ein Feld für Kommentare, falls es noch etwas zu beachten gibt. Auf der Seite findet man auch noch ein paar Hinweise bezüglich des Wiedergaberechts und man kann entscheiden, wie mit Dingen umgegangen werden soll, welche plötzlich oder unerwartet ausverkauft sind. Alle Eingaben sind natürlich in englischer Sprache vorzunehmen.

Sobald man seine Bestellung aufgegeben hat, geht es auch schon los. Man bekommt noch eine Bestätigung per E-Mail und ab dem Punkt dann auch immer wieder Updates per E-Mail, wenn sich etwas neues bei der Bestellung getan hat. So habe ich am gleichen Tag der Bestellung auch schon die Bestätigung erhalten, dass Nekopara Vol. 2 von Treasure-Japan bestellt wurde und sich bereits auf den Weg zu ihnen befindet. 4 Tage später war es auch schon bei ihnen angekommen. Ab dem Punkt wird man aufgefordert, den Versand anzufordern. Dies ist dazu gedacht, dass man erst mehrere Artikel dort sammeln kann, um diese zusammen zu sich senden zu lassen. Zum Abschluss gibt es dann noch eine Versandbestätigung inklusive der Trackingnummer. Wobei letzteres auf die gewählte Versandart ankommt. Innerhalb von nicht ganz einer Woche war das Paket in meine Richtung unterwegs. Hierzulande musste ich mich allerdings noch einmal mit dem Zoll herumschlagen, was man aber nicht Treasure-Japan zu Lasten legen kann.

Was man bei dieser Art des Proxy-Shoppings noch betrachten muss, ist natürlich der Preis. Die Rechnung setzt sich hier letztendlich aus mehreren Faktoren zusammen. Zu Beginn zahlt man erst einmal den eigentlichen Warenwert des Artikels. Hinzu kommt dann noch der Versand nach Treasure-Japan, sowie deren Kommission. Sobald der Artikel bei denen eingetroffen ist und man den Versand anfordert, kommt die Endrechnung. Hierauf findet man zusätzlich noch die internationalen Versandkosten zu einem selbst und die Überweisungsgebühren. In meinem Fall lief es dann auf folgendes hinaus:

  1. Warenpreis: 3780 Yen
  2. Versand: 420 Yen
  3. Kommission: 800 Yen
  4. Internationaler Versand: 1985 Yen
  5. Überweisungsgebühren: 279 Yen
    Gesamt: 7264 Yen

Die Preise von Treasure-Japan sind durchaus vertretbar. Die Kommission ist auf bestimmte Werte fixiert und wird erst ab einem Warenpreis > 10.000 Yen zu einem Prozentsatz. Was hier letztendlich am meisten zu Buche schlägt, ist der Versand nach Deutschland. Hier bin ich aber quasi auch selbst Schuld. Ungeduldig wie ich nun einmal bin, hatte ich mich für eine schnellere, aber auch teurere Versandart entschieden. Dies hat dann letztendlich dazu geführt, dass ich fast das doppelte des eigentlichen Warenwerts für die komplette Transaktion bezahlt habe.

Treasure-Japan ist definitiv nicht der einzige Anbieter, welcher solche Dienste zur Verfügung stellt. Mit meinem ersten Versuch, solch einen Service zu nutzen, bin ich aber doch recht zufrieden. Es ist eine brauchbare Möglichkeit, Artikel zu erwerben, welche man normalerweise außerhalb von Japan nicht erhalten kann. Letztendlich kann es aber auch schnell zu einem teuren Spaß werden, wenn man sich nicht bereits im Vorfeld über den Versand nach Deutschland, den Zoll und natürlich die Kommission informiert. Letztendlich kommt man eigentlich immer günstiger weg, wenn man direkt bei den Händlern bestellen kann und so den Mittelsmann weg lässt. Dies gilt übrigens nicht nur für solche Dienste wie Treasure-Japan, sondern auch für die deutschen Händler, welche hierzulande eigentlich nicht anderes machen, als die Rolle des Mittelmanns zu übernehmen.

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