Dieser Beitrag erschien ursprünglich bei pantsu.de am 18.06.2017
Es gibt nicht gerade wenige Serien, bei denen die Serie nicht nur von einem Direktor geleitet wird, sondern es mehrere Personen gibt, die jeweils für verschiedene Episode diesen Posten übernimmt. Ein relativ junges Beispiel ist hier die zweite Staffel von Kono Subarashii Sekai ni Shukufuku wo!. Hier gab ein, zwei Episoden, bei denen die Animationsqualität und auch der Stil, etwas vom Rest der Serie abwichen. Hier war es eine bewusste Entscheidung des jeweiligen Episoden-Direktor. Ob so eine Entscheidung immer gut ist, sei mal dahingestellt.
Die zweite, und auch eher problematische Ursache, hat mit dem Aufbau der Animationsindustrie zu tun. Die meisten Studios in Japan sind nicht wirklich groß und während der Produktion einer Serie bekommt nur ein kleiner Teil, wie zum Beispiel der Direktor, manche Designer und ein paar Poduktionsassistenten, fortlaufend ein Gehalt. Die meisten Animatoren allerdings sind Freelancer. Es ist finanziell für die Studios gar nicht möglich die Leute fest einzustellen und zu bezahlen. Die Studios müssen im Normalfall irgendwie mit dem Budget ihrer Klienten klar kommen und haben selber kaum irgendwelche Anteile daran, was eine Serie einspielt. Hinzu kommt noch, dass bei den meisten Serien das Budget recht gering ist.
Nur die wirklich bekannten und beliebten Shows, bei denen bereits im Voraus bekannt ist, dass sie gute Werbung sein werden oder gut Geld einspielen werden, haben auch ein entsprechendes Budget.
Bei einer normalen TV-Serie bekommen Animatoren für die Arbeit an einer Szene vom Layout bis zu den Key-Frames etwa 40€. Die, die sich nur um die Zwischenframes kümmern, bekommen gerade einmal 2€ pro Zeichnung. Wie man sich schon denken kann, reicht das nicht wirklich zum Leben. Die Animatoren können es sich gar nicht leisten, exklusiv nur für ein Studio zu arbeiten. Stattdessen sind sie als Freelancer tätig und arbeiten für mehrere Studios gleichzeitig. Dies stellt natürlich auch eine Belastung für die Animatoren dar.
Aber wenn das schon alles wäre, wäre dies langweilig. Hinzu kommt noch, dass der Anime-Markt zurzeit ziemlich boomt. Es werden immer mehr Serien immer schneller produziert. Viel wichtiger als die Qualität wird es immer mehr, überhaupt die Deadline einzuhalten und dafür zu sorgen, dass Episoden überhaupt pünktlich erscheinen. Nicht selten wird eine Episode erst wenige Stunden vor dem Ausstrahlungstermin fertiggestellt. Gerade Shaft hat sich als Studio in der Richtung in der Vergangenheit einen Namen gemacht.
Um diese Probleme aufzufangen, wird manche Animationsarbeit mittlerweile schon durch Outsourcing erledigt. Nicht um irgendwie Kosten einzusparen, sondern um überhaupt dafür zu sorgen, dass die Episoden pünktlich erscheinen. Die Animatoren kämpfen also mit den Deadlines von mehreren Studios und den Serien, an denen sie arbeiten. Neben den Nerven bleibt da auch noch was ganz anderes, wichtiges auf der Strecke: Die Zeit um sich um Nachwuchsanimatoren zu kümmern.
Durch die sehr straffen Pläne bleibt keine Zeit um sich um den Nachwuchs zu kümmern. Die erfahrenen und fähigen Animatoren können so den Neulingen nicht zwischendurch prüfend über die Schulter schauen und auch mal unterweisen.
Damit bleibt den Studio neben dem Outsourcing gar nichts anderes übrig, als zu einem großen Teil auch mit unerfahrenen Animatoren oder mit Leuten, die es eigentlich nur als ein Hobby betreiben, arbeiten zu müssen. Das hier dann die Animationsqualität von Episode zu Episode schwanken kann, sollte keine wirkliche Überraschung darstellen.
Die Animatoren haben gar nicht die Zeit, um die nötige Arbeit in eine Episode hinein zu stecken. Teilweise wird erst 2 Wochen vor der Ausstrahlung mit der Arbeit an einer Folge begonnen und auch erst kurz vor dem Sendetermin fertiggestellt. Die Qualität ist dabei mittlerweile nur noch zweitrangig: Wichtig ist einzig und allein, dass es etwas gibt, was pünktlich über den Bildschirm läuft.
Quellen: