Game Review: Tales of Berseria

| Lesezeit: ~11 Minuten

Die Japaner durften schon seit geraumer Zeit Spaß mit dem Titel haben, bei uns erschien das Spiel allerdings erst Ende letzten Monat.

Tales of-Titel waren bei mir in der Vergangenheit immer ein Grund, mir eine neue Konsole anzuschaffen. So sorgte Tales of Vesperia für den Kauf einer XBox 360 und Tales of Graces f für den Erwerb der PS3. Die PS Vita für Tales of Hearts R ist natürlich auch vorhanden. Mittlerweile erscheint Tales of zum Glück auch auf dem PC, sodass mir hier immerhin der Kauf einer PS4 erspart geblieben ist.

Titel: Tales of Berseria
Entwickler: BANDAI NAMCO Studios Inc.
Genre: JRPG, Action
Premiere: 27. Januar 2017

Story:
Der Kampf zwischen Emotion und Vernunft …

In Tales of Berseria schlüpft der Spieler in die Rolle von Velvet, einer einst freundlichen und hilfsbereiten jungen Frau, die nach einem traumatischen Erlebnis, das sich drei Jahre vor den Ereignissen aus Tales of Berseria ereignete, nur noch Wut und Rachsucht kennt. Velvet schließt sich einer Piratencrew an, die auf ihren Reisen über die Weltmeere die verschiedenen Inseln des heiligen Königreichs Midgand besucht.

Handlung:

Tales of Berseria ist etwas aus der Art geschlagen, was die Handlung angeht. Anstatt sich mal wieder auf die Reise zu begeben, um die Welt zu retten, geht es hier um Rache. Dabei gibt es auch keine Rücksicht auf Verluste und Velvet macht von allem Gebrauch, was ihr auch nur ansatzweise helfen kann. Wenns sein muss, brennt man dann auch schon mal etwas nieder. Aus der Sicht der Bevölkerung sind die „Guten“ für uns die Widersacher, allen voran Artorius.

Insgesamt ist dieser Titel deutlich düsterer, als alle vorhergehenden Titel. Alle Charaktere werden von irgendwas getrieben, etwas wirklich Nettes hat allerdings keiner im Sinn. So werden die meisten Entscheidungen im Spiel auch nicht danach getroffen, was richtig oder moralisch wäre, sondern sehr impulsiv, was auch immer Konsequenzen nach sich zieht. Die Story ist in der Hinsicht sehr gut durchdacht und auch spannend. Tales of Berseria stellt das Prequel zu Tales of Zestiria dar. Da allerdings an die 1000 Jahre zwischen den beiden Titeln liegen, ist man hier auf die Kenntnis von Zestiria nicht angewiesen. Hin und wieder gibt es aber schon ein paar kleine Referenzen zu Zestiria, aber auch anderen Tales of-Teilen.

Ich bin schon lange Fan von der Tales of-Reihe und finde auch Zestiria nicht so über, wie viele sagen. Aber Tales of Berseria hat für mich das Tales of-Franchsie mal wieder wachgerüttelt. Auch wenn die letzten Spiele durchaus Spaß gemacht haben, so hebt sich Berserie hier mit einer frischen Story, die mal nicht nach Schema F ist, positiv hervor.

Gameplay:

Nicht nur bei der Handlung, auch beim Gameplay weht ein frischer Wind. Das Kampfsystem wurde wieder überarbeitet und man ist hier von dem üblichen Richtung + Arte-Knopf abgekommen, um verschiedene Attacken auszuführen. In Berseria dreht sich alles darum, Attacken möglichst gut aneinander zu reihen und Kombos auszuführen. Je weniger Attacken der Gegner einsetzen kann, desto besser, denn diese haben das Gleiche mit einem selbst vor. Ehe man sich hier versieht, sind die eigenen Charaktere durchgehend gelähmt und ruck zuck ist die komplette Party vernichtet. Die letzten Tales of Spiele waren alle etwas zu einfach, und selbst wenn man dort den Schwierigkeitsgrad hochgeschraubt hatte, machte dies nicht allzu viel aus. Bei Berseria meinen sie es mit dem Schwierigkeitsgrad wieder ernst. Während man bis Hard noch recht gemächlich spielen kann, wird alles darüber schon zu einer Herausforderung. Wenn man hier nicht vernünftig mit den Schwächen der Gegner arbeitet und keine gute Strategie hat, kann man sich ziemlich schnell von seiner Party verabschieden.

Neben dem Kampfsystem haben auch das Ausrüstungssytem und die Fähigkeiten eine Überarbeitung erfahren. Neue Fähigkeiten können durch Ausrüstungsgegenstände erlernt werden und sämtliches Equipment kann man aufwerten und damit ebenfalls weitere Attribute der Items freischalten. Die meisten Items haben auch noch zusätzliche, zufällige Eigenschaften, wodurch es sich hier lohnt, gerade auf höheren Schwierigkeitsgraden von einem Gegenstand durchaus mehrere Versionen dabei zu haben.

Erweitert wird das Spiel noch durch das in Tales of-Spielen übliche Kochen. Neben den Boni werden Gerichte noch durch Fähigkeiten der Charaktere erweitert. Zusätzlich gibt es noch die Möglichkeit der Expedition. Hier kann man ein Schiff an verschiedene Orte schicken, welches dann Essen, Schätze, aber auch Fashion Items wieder zurückbringt.

Es ist aber leider auch nicht alles Gold, was glänzt: Bandai Namco hat nicht gerade den besten Ruf, was PC Portierungen von Konsolenspielen angeht und so hatte auch Tales of Berseria kleine Startschwierigkeiten. Neben Problemen bei 7.1 Audio hatte es hier vor allem die KI der Party NPCs erwischt. Im Gegensatz zur PS4 Version, waren auf dem PC die NPCs deutlich dümmer und haben nur hier und dort einen Angriff gestartet. Von Kombos oder gar Mystic Artes fehlte jegliche Spur. Die KI der Party war in Tales of Spielen noch nie sonderlich gut, somit ist mir das Problem vorher überhaupt nicht aufgefallen, vor allem, weil ich die PS4 Version auch gar nicht kannte. Nachdem dies aber mit einem Patch behoben wurde, ist die KI von Tales of Berseria mit die Beste, die ich in einem Tales of Spiel je gesehen habe. Wie Bluthunde gehen die Charaktere nun auf die Gegner los und machen eine Kombo nach der anderen. Hier war Bandai Namco auch sehr kommunikativ und hat die Spieler bezüglich des Stand des Patches immer auf dem Laufenden gehalten.

Grafik:

Was die Grafik angeht, so unterscheidet sich hier Tales of Berseria nicht wirklich von seinem Vorgänger, Tales of Zestiria. Da es sich hierbei um einen Konsolenport handelt, orientiert sich die Grafik natürlich an den Fähigkeiten der entsprechenden Konsole und kann daher nicht das volle Potential eines halbwegs brauchbaren PCs ausschöpfen. Immerhin hat aber Bandai Namco dieses mal auf die Fans gehört und das Limit von 30 FPS entfernt und dafür ein neues bei 60 FPS gesetzt, was meiner Meinung nach bei einem RPG mehr als ausreichend ist.

Das Spiel läuft flüssig, und auch wenn mal etwas mehr auf dem Bildschirm los ist, konnte ich keine Einbrüche bei den Frames feststellen. Die Kämpfe sind natürlich ziemlich hübsch animiert, aber auch die Umgebung kann sich wirklich sehen lassen. Gerade in Städten sieht man auch viel Liebe zum Detail, wie man es eigentlich von Tales of-Spielen schon fast gewohnt ist. Da ich selber keine Grafikhure bin, ist mir hier ehrlich gesagt die Grafik auch gar nicht so wichtig. Sieht das Spiel gut aus? Ja. Braucht man hier einen PC mit Spitzenleistung? Definitiv nicht.

Charaktere:

Die Charaktere sind eigentlich neben der Handlung immer das A und O bei Tales of-Spielen. Und ich finde, hier hat man sich auch wieder viel Mühe gegeben und einen wunderbaren Cast erschaffen. Jeder Charakter hat eine ordentliche Persönlichkeit und Dinge, die ihn bewegen. Das Spiel lebt hier vor allem durch die Skits und anderen Unterhaltungen zwischen den Charakteren auf. Im Laufe des Spiels lernt man viel über die Truppe, die man hier über den Bildschirm bewegt, und fiebert natürlich auch mit.

Velvet als eigentliche Protagonistin gefällt mir ziemlich gut. Es ist klar, was sie bewegt und auch wenn ihre Entscheidungen nicht gerade immer guter Natur sind, so sind sie doch nachvollziehbar. Mit ihr inbegriffen gibt es dieses Mal 6 spielbare Charaktere, aber auch noch einen Haufen Nebencharaktere, die einen auf dieser Reise begleiten. Auch auf diese wurde natürlich wert gelegt und zu vielen erfährt man auch etwas Hintergrundgeschichte.

Mein absoluter Favorit unter den Charakteren ist aber definitiv Magilou. Die letzten Tales of-Spiele hatten irgendwie die Angewohnheit, mir immer einen der Magier am sympathischsten zu machen und so ist es hier auch mit Magilou der Fall. Ihre Kommentare und Reaktionen sind einfach herrlich. Wenn es sein muss, kann sie auch mal ernst sein. Wobei sie dafür eher selten den Anlass sieht. Oft ist sie in der Gruppe einfach der Comic Relief, aber ohne dabei nervig oder störend zu wirken.

Sound:

Der Soundtrack gefällt mir hier ziemlich gut. Er ist sowohl atmosphärisch, als auch an den richtigen stellen etwas lockerer. Er passt gut zum Spiel und begleitet die Handlung gut, ohne sich in den Vordergrund zu drängen. Nur bei der Kampfmusik hätte ich mir etwas mehr Abwechslung gewünscht. Der Song wird doch ab einen gewissen Punkt etwas eintönig. Zwar kann man diesen Song mit den passenden Kostümen ändern, aber auch hier wird es dann auch nach einer Zeit wieder eintönig. Einfach ein, zwei mehr Songs für Kämpfe, die sich abwechseln, wäre schon schön gewesen.

Mal von dem 7.1 Sound Bug zum Release des Spiels abgesehen, ist mir hier noch was anderes aufgefallen. Der Sound ist hier stellenweise schlecht abgemischt. Im Kampf sind die Stimmen der Charaktere kaum zu hören und werden von allem anderen überschattet, passt man den Sound daraufhin an, sind die SFX Sounds deutlich zu laut. Das gleiche Problem gibt es auch außerhalb des Kampfes: Hat man den Sound so eingestellt, dass man die Gespräche gut hören kann, fallen mit dem Start des nächsten Kampfes leider die Ohren ab.

Hier wäre es in den Einstellungen wirklich von Vorteil gewesen, wenn man nicht nur einen Regler für die Lautstärke hätte, sondern Sprache, SFX und BGM separat regeln könnte.

Fazit:

Schon nach ein paar Stunden hatte ich Tales of Berseria in mein Herz geschlossen und es entwickelte sich recht schnell zu einem meiner Favoriten unter den Tales of-Spielen. Meiner Meinung nach kann man dieses Spiel sowohl Leuten empfehlen, die noch nie ein Spiel aus dem Tales of-Franchise gespielt haben, als auch alten Hasen. Tales of Berseria macht vieles besser, was bei Tales of Zestiria beklagt wurde und ist damit auch ein gutes Spiel für die Leute, die von dem letzten Titel eher enttäuscht waren. Ich kann es wirklich nur empfehlen und mir bereitet es definitiv eine Menge Spaß.

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