Visual Novel Review: Harmonia

| Lesezeit: ~8 Minuten

Vergangenen Freitag ist Harmonia, die neue Visual Novel von key, auf Steam erschienen.

Key hat sich in der Visual Novel Welt ja schon einen gewissen Namen erarbeitet und so war ich auch recht gespannt auf Harmonia, vor allem weil das Setting doch auch schon leicht an einen ihrer anderen Titel, planetarian, erinnert. Die hatte mir damals gut gefallen und dementsprechend ging ich auch mit hohen Erwartungen an Harmonia heran.

Titel: Harmonia
Entwickler: VisualArt’s/Key
Genre: Drama, Sci-Fi
Länge: ~4h
Premiere: 23.09.2016

Story:
This is a story of the distant future. An immense war left the world broken and torn.
Ashes covered the sky, the land was stripped of vegetation, and water dried up.
As a result, the human population drastically decreased.
The remaining humans huddled together to survive.

During this time, an emotions-capable robot known as a Phiroid woke up in a decayed factory.
Prior to the war, science created these human-like robots capable of feeling emotion.
As new partners for the humans, the Phiroids promised better lives for all of humanity.
However, upon waking, this Phiroid soon realized that its emotions were not functioning.
Its right hand lacked artificial skin and the mechanical parts showed how its production likely went unfinished.
This young male Phiroid had an innate desire to be with humans.
And so it began a journey to obtain its lost emotions, and wandered across this devastated world.
One day, the Phiroid was discovered by a young girl.
Thinking he was a human, she began to look after him.
She brought him to a small, but pleasant town.
While living with the young girl, the Phiroid slowly learned about emotions.

Handlung:

Bei Harmonia handelt es sich um eine Kinetic Novel. Dies heißt, dass man hier die Story ohne irgendwelche Entscheidungsmöglichkeiten serviert bekommt. Die Handlung an sich ist ok und erzählt eine durchaus interessante Geschichte. Allerdings gibt es hier doch schon recht früh zu viele Hinweise, was den restlichen Verlauf der Story angeht. So gibt es eigentlich keine großen Überraschungen und der so genannte „Plottwist“ war hier schon von weitem erkennbar. So fehlte Harmonia hier irgendwie auch die Spannung. Zwar ist es interessant zu lesen, der wirkliche Höhepunkt bleibt aber irgendwie aus. Ein Setting dieser Art hat mir schon in planetarian gefallen, auch wenn hier die Perspektive umgedreht ist und man es aus den Augen eines Phiroid sieht.

Die Hintergrundgeschichte ist auch gut gewählt und mir gefällt gerade zum Ende hin der Einblick in die Vergangenheit. Davon hätte es ruhig noch mehr geben können. Leider sind die Einblicke darin doch etwas kurz geraten.

Titel von key werden ja gerne mal mit der Extraportion Drama versorgt. Dies wird natürlich auch bei Harmonia versucht, aber zumindest bei mir wollte das nicht so wirklich anschlagen. Zum einen konnte man sich schon denken, was da kommen wird und zum anderen ist die Inszenierung dann nicht wirklich gut gelungen. Alles wirkt recht abrupt und so schnell wie es dann kommt, ist es eigentlich auch schon wieder gelöst. Selbst der Protagonist scheint nur kurzzeitig davon beeindruckt zu sein.

Viele Fragen bleiben leider auch die komplette Story über offen. Genauso werden manche Dinge einfach für gegeben hingenommen und nie wirklich erklärt. Rei hat keine Erinnerungen, weiß nur, dass er ein Phiroid ist und den Menschen helfen soll. Versucht aber auf der anderen Seite seine Identität als Phiroid zu verstecken, ohne dass man je erfährt, warum überhaupt.

Illustrationen:

Das mit den Illustrationen ist hier so eine Sache. Leider hat man sich hier dazu entschieden, die Textbox nicht nur am unteren Bildschirmrand zu setzen, sondern vorwiegend über Teile oder den ganzen Screen zu legen. Dies führt nicht gerade selten dazu, dass die Illustrationen von Text verdeckt werden. Ich selbst bin nicht gerade ein Fan von dieser Darstellungsweise, aber immerhin kann man auch jederzeit die Textbox ausblenden und sich die Illustrationen anschauen. Die Illustrationen stammen von Hinoue Itaru, welche durchaus Übung in so etwas hat. Ihr Stil ist durch solche Titel wie Clannad, Rewrite und Little Busters! wohl mehr als bekannt. Ich muss allerdings sagen, dass mir hier die CGs deutlich besser gefallen als das, was man sonst von ihr gewohnt ist. Die Charakterdesigns machen alle den Eindruck, als wenn sie analog handgezeichnet wurden. Der Stil gefällt mich wirklich gut und ist eigentlich das, was mit hier echt mit am besten gefallen hat. Vor allem Shionas Design ist richtig gut gelungen.

Die Hintergründe hingegen wirken alle etwas lieblos und eintönig. Dies passt natürlich zu dem Setting an sich, aber hätte man auch besser lösen können. planetarian als Gegenbeispiel hatte ein ähnliches Setting, aber deutlich mehr Abwechslung und auch Details, was die Hintergründe angeht. Hier hätte ich mir dann doch ein bisschen mehr gewünscht. Vielleicht war es in den Abschnitten sogar gut, dass die Textbox über den ganzen Screen ging. Auch wenn die CGs zum Setting passen, ist vieles doch einfach noch zu ordentlich und stellen nicht wirklich die zerstörte Welt gut dar, von der immer die Rede ist.

Charaktere:

Die Charaktere sind leider recht durchwachsen. Rei als Protagonist empfinde ich als etwas nervig und vor allem zu gutgläubig und einfältig. Nicht alles, was er tut, ist wirklich nachvollziehbar. Shiona hingegen hat mir recht gut gefallen. Anfangs macht sie einen recht netten Eindruck, man merkt aber doch recht schnell, das mehr hinter ihr steckt. Tipi und Madd haben zwar auch wichtige Rollen, aber irgendwie habe ich auch das Gefühl, dass die Handlung auch ohne sie ausgekommen wäre. Zumindest Madd hat nun nicht wirklich den gewünschten Effekt bei mir erzieht. Tipi ist zwar ganz süß, allerdings teilweise auch etwas nervig. Ich glaube, ich habe hier auch einfach mehr in Richtung planetarian gewünscht und dass es nur zwei Charaktere gibt. So gab es nun irgendwie zu viele Charaktere für die doch recht kurze Lesezeit. Damit hat sich Harmonia selbst die Chance genommen, alle Charaktere vernünftig auszubauen.

Sound:

Der Soundtrack wurde hier sehr passend gestaltet. Es gab recht viele Tracks dieses mal, die mir gut gefallen haben. Der Ending Song war nun zwar nicht so ganz meins, aber bei der normalen Hintergrundmusik waren echt Titel bei, die man sich auch so nochmal wieder anhören kann. Mit Beispielweise Orito Shinji war am Soundtrack aber nun auch wirklich kein Unbekannter beteiligt.

Fazit:

Harmonia hat vieles Richtig gemacht, konnte aber in manchen Aspekten nicht ganz überzeugen. So ist die Handlung doch schon relativ früh recht vorhersehbar und aufgrund der doch relativ geringen Lesezeit und der Anzahl der Charaktere, war es hier nicht möglich, diese vernünftig auszubauen. Der Soundtrack ist gut und die Illustrationen sehr schön gestaltet. Der große Höhepunkt in der Geschichte bleibt aber irgendwie aus, da man es schon von weitem kommen sieht. Der Drama-Anteil wurde etwas verhunzt und hat nicht die einschlagende Wirkung, die es hätte haben sollen. Trotzdem war es ein unterhaltender Titel, hätte aber mehr werden können.

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