Seit Anfang November ist nun schon Memory’s Dogma CODE:01 im Handel, und bisher hatte ich es eigentlich erfolgreich vor mir hergeschoben.
Anfangs fand ich das Setting hier eigentlich recht interessant und hatte damals auch die Kickstarter Campagne dazu unterstützt, als ich dann aber Memory’s Dogma CODE:01 vor mir liegen hatte, konnte ich mich irgendwie nicht aufraffen, es zu lesen. Dies lag letztendlich auch daran, dass ich an verschiedenen Stellen bereits negative Kritik zu der Visual Novel gelesen hatte. Da man sich aber nicht ewig davor verstecken kann, habe ich letztens an einem ruhigen Wochenende die Visual Novel mal durchgelesen.
Titel: Memory’s Dogma CODE:01
Entwickler: LizArts
Genre: Sci-Fi, Mystery, Fantasy
Länge: ~10h
Premiere: 4. November 2016Story:
In 2030, due to Japan’s advancements in neuroscience, memories can now be saved and recorded. This is called e-Memory.
However, due to the rapid increase in the number of crimes using the e-Memory technology, the government has introduced strict regulations on human memory data. In essence, the government now holds a monopoly on all human memory data. The recording of still-living humans was forbidden, and the e-Memory technology was only to be used on the deceased, giving rise to the establishment of „Connect Centers.“ These state-owned and operated facilities allowed one to call and communicate with the dead. These „Connect Centers“ allowed people who were still in a period of bereavement to cope with their loss by talking with their recently deceased loved ones. The protagonist, Kusuhara Hiroki, is a college student struggling with suicidal impulses after the sudden passing of his close childhood friend, Mizunashi Sorano. Her memories were to last only until August 26—a mere four more days. Kusuhara teams up with his friend, Amamiya Kakeru, in an attempt to steal Mizunashi Sorano’s memories from the server where they were stored. In the midst of this, the two discover the secret of the Connect Centers, and are suddenly embroiled in the fight taking place behind the scenes.
Handlung:
Die Handlung fängt so an, wie ich es mir erhofft hatte: Eine gute Portion Sci-fi mit Mystery. Das Setting macht den Eindruck, als wenn hier wirklich eine gute Idee hinter steckt und man hier ein bisschen Handlung zum Nachdenken bekommt. Wenn man in die Richtung geht, die Erinnerungen von Menschen zu kopieren, kommt man auch schnell in den Bereich, ob so etwas überhaupt zu vertreten ist oder ob es nicht sogar ausgenutzt wird. Auf diese Aspekte geht Memory’s Dogma CODE:01 allerdings maximal 5 Zeilen ein. Stattdessen wird hier eine möglichst reißerische Handlung inszeniert, bei der auch nicht davor zurück geschreckt wird, auf einmal Fantasy Elemente und Superkräfte mit ins Spiel zu bringen. Zwar wird dies alles früher oder später „erklärt“, das Setting, welches die Visual Novel für mich aber erst interessant gemacht hat, wird so gut wie gar nicht genutzt. Es gab hier eine Menge Potenzial und einen echt guten Ansatz, welcher dann aber für eine möglichst actionreiche Story links liegen gelassen wurde.
Natürlich sind auch weiterhin noch Sci-Fi Elemente vorhanden, stellen dann aber eigentlich nur noch das Rahmengebilde für den Fantasy-Teil dar. Dies ist einfach nicht das, was ich zu Beginn der Visual Novel erwartet habe, vor allem nicht bei der eigentlichen Beschreibung der Handlung. In der Richtung muss ich sagen, dass ich doch schon leicht von dem Titel enttäuscht bin und die Kritik, die ich bereits vorher gelesen habe, mehr als berechtigt war.
Die Handlung, die man hier dann letztendlich geliefert bekommt, ist maximal durchschnittlich und lässt viele Fragen unbeantwortet. Sicherlich mögen noch weitere Antworten in den folgenden Teilen kommen, allerdings hat CODE:01 ein ziemlich abgeschlossenes Ende, weswegen ich mir hier dann doch schon mehr Aufklärung gewünscht hätte. Auch sind die Handlungen der Charaktere nicht immer wirklich nachvollziehbar, bzw. teilweise absolut unrealistisch. Ich habe noch nie Charaktere gesen, die sich so entspannt direkt in dem Gebiet einer Bombenexplosion unterhalten haben. Überall Trümmer, Verletzte und (entspannte) Polizei. Zeit für ein gepflegtes Gespräch.
Illustrationen:
Nach der Handlung können wir uns nun ein paar positiven Aspekten widmen: Die Illustrationen gefallen mir hier recht gut. Die Hintergründe sind gut gestaltet und passen zu den Szenen. Was hier aber vor allem hervorsticht, ist das Charakterdesign. Dies gefällt mir besonders gut und war letztendlich wohl auch der Grund, warum ich CODE:01 dann auch bis zum Ende gelesen habe. Die CGs sind sehr hübsch anzusehen und zum Glück bekommt mein Lieblingscharakter hier auch ausreichend Liebe, was die Illustrationen angeht. Dies ist ein Punkt, in dem es sich für mich zumindest gelohnt hat, Memory’s Dogma CODE:01 zu lesen.
Charaktere:
Die Charaktere selbst sind dann wieder so eine Sache. Wie ich bereits bei der Handlung erwähnt hatte, sind viele Entscheidungen der Charaktere mehr als ungewöhnlich. Auch, dass der Protagonist dem Suizid mehr als nur zugeneigt ist, spricht mich hier nicht sonderlich an. Letztendlich hat mir hier als Charakter Reina am besten gefallen. Sie machte von allen Charakteren auch den am meisten durchdachten Eindruck, hat aber leider auch mit die wenigste Entwicklung über den Verlauf der Geschichte. Auch wenn sie nur wenig Entwicklung hat, hat sie damit leider immer noch mehr als quasi der restliche Cast. Der Rest entwickelt höchstens mal eine Abneigung gegen Screentime und verschwindet komplett aus dem Blickwinkel. Hier wurde leider auch viel Potenzial verschenkt.
Sound:
Irgendwie ist Memory’s Dogma CODE:01 ein ziemliches hin und her. Die Musik hat mir hier gut gefallen, der Einsatz hingegen nicht. Es sind hier wirklich ein paar gute Songs bei, nur leider wird beim Lesen nicht gerade selten zu schnell zwischen den Songs gesprungen. Schön ruhige Musik zu hören, während man auf das Nachspiel einer Bombenexplosion schaut, passt leider nicht wirklich. Hier wurde manchmal einfach der falsche Song zu einer Szene gewählt und damit auch die falsche Stimmung herüber gebracht.
Eine andere Sache hingegen sind die Synchronsprecher. Hier hat LizArts anscheinend keine Kosten und Mühen gescheut (oder genug durch den Kickstarter eingenommen), sodass die Charaktere hier von durchaus namenhaften Synchronsprechern ihre Stimme verliehen bekommen. Die Synchronisation ist absolut überzeugend und neben den Illustrationen das, was hier letztendlich den Spaß ausgemacht hat.
Fazit:
Es fällt mir schwer, mit gutem Gewissen eine Empfehlung für Memory’s Dogma CODE:01 auszusprechen. Die Handlung hat durchaus gute Ansätze, kann dann aber sein Potential nicht ausspielen und verfängt sich stattdessen in einer unerwarteten Superhelden-Fantasy-Welt. Das eigentliche Setting bleibt hier ebenso wie die Charakterentwicklung leider auf der Strecke. Bei den Illustrationen und vor allem bei der Synchronisation kann diese Visual Novel wieder Punkten. Man merkt, dass auf die beiden Aspekte wirklich viel Wert gelegt wurde. Auch wenn ich mit dem Verlauf der Handlung keinesfalls zufrieden bin, konnte CODE:01 doch noch einigermaßen unterhalten. Man sollte hier nur nicht zu viel Erwartungen an die Handlung haben, denn dem Setting wird es nicht gerecht.