Warum man nicht in Titel von Sekai Project investieren sollte

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Dieser Beitrag erschien ursprünglich bei pantsu.de am 14.08.2018

Oder: Ein Publisher schafft sich ab

Eine ganze Zeit lang, haben wir hier recht rege über das Treiben des Visual Novel Publishers Sekai Project berichtet und sogar mal zu einem Projekt die deutsche Übersetzung beigetragen. Wer aber mal ein bisschen darauf geachtet hat, dem ist sicherlich aufgefallen, dass es bei uns schon länger still um Sekai Project geworden ist. Während man dies auch gerne mal meiner Faulheit zuschreiben kann, ist dies aber in diesem Fall ausnahmsweise nicht der Grund.

Meiner Meinung nach schafft sich Sekai Project selbst ab und sorgt dafür, dass er als Publisher nicht vertrauenswürdig ist. Ihr neuster Schachzug ist die Kündigung des Großteils ihres Marketingsteams am Anfang dieser Woche. Mit davon Betroffen sind auch so Leute wie Josh, welcher nicht nur Co-Creator von Highway Blossoms ist, sondern auch einer der positiven Stimmen von Sekai Project war. Nun allerdings nicht mehr. Sekai Project fiel noch nie durch sonderlich guten Kontakt zu ihrer Kundschaft auf und somit stellt dieser Schritt doch eine Überraschung dar. Erst nachdem die Nachricht der Kündigungen auf Twitter durch die Betroffenen selbst die Runde machte, sah sich Sekai Project genötigt selbst eine Meldung dazu herauszugeben: Dies allerdings erst einmal nur auf ihrem aktuell scheiternden laufenden Kickstarter zu Tokyo Chronos. Erst später erfolgte dann auch eine Meldung auf ihrer eigenen Website; dort wo man es eigentlich erwarten würde.

Hier versucht Sekai Project zu versichern, dass von den “Restrukturierungen” keine laufenden Titel betroffen sind und listet ein paar Projekte auf und in welcher Phase sie sich gerade befinden. Genaue Angaben, wann man mit etwas rechnen kann, bleiben natürlich aus. Auch fehlen nach wie vor Informationen zu Versprechungen und Rewards aus alten Kickstartern. Wenn man dies mit älteren Updates zu den Projekten abgleicht fällt auch auf, dass es eigentlich nicht wirklich gut voran ging in den einzelnen Projekten.

Es ist diese Inkonsistenz und schlechte Kommunikationen, die bereits die erste Macke im Image von Sekai Project darstellt. Leider ist dies aber auch nicht alles. Manche der letzten Releases erblickten doch vorschnell das Licht der Welt und waren von Fehlern durchsät, sodass man sich hier doch Fragen muss, ob nicht das QC-Team schon vor einer ganzen Zeit heimlich gefeuert wurde. Nicht umsonst wird das bereits veröffentlichte Hoshizora Memoria auf ihrer Liste mit “Translation check und re-editing“ aufgeführt.

Auch der Release von Maitetsu, vor allem die 18+ Version betreffend, ging ziemlich nach hinten los. Dovac, der ehemalige CEO von Sekai Project, war in dem Projekt involviert und hatte in einem mittlerweile gelöschten Google Drive Dokument veröffentlicht, was da alles schief gegangen ist. Letztendlich kann man es auf ein paar Ausreden und den Aussagen “Mir gefällt das Spiel eh nicht” und “Wir dürfen gar nichts ändern außer Text”; etwas, was sich letztendlich auch als nicht korrekt herausgestellt hat. Dies ist auch nicht das erste Mal, dass sich Dovac als eine Stimme des Unternehmens aus dem Fenster lehnt und führte bereits in der Vergangenheit zu Unmut.

Aber nicht nur das Marketing und die Customer Relations liefen in letzter Zeit nicht sonderlich gut. Wie bereits angesprochen sind es auch die Releases selbst, die nicht überzeugen können: Fehler, fehlendes Material, nicht eingehaltene Versprechen oder falsche Erwartungshaltungen durch mangelnde Kommunikation sind ein großes Problem. Hinzu kommen Kickstarter Rewards, die nie oder nur teilweise ausgeliefert wurden und wo man bis heute auf ein Update wartet. Zwischenzeitlich heißt es immer mal wieder “Soon™”, auf eine konkrete Aussage wartet man allerdings vergeblich. Stattdessen wird ein neues Projekt auf Kickstarter gestartet. Und noch eins. Und noch eins. Das Geld muss ja fließen. Am Ende wird dann aber wieder nicht die Zeit zum Release eingehalten und falls man doch in die Nähe des versprochenen Datums kommt, lässt der Release doch zu wünschen übrig. Auch nach dem x-ten Kickstarter wird sich noch mit der Zeit und dem Geld verkalkuliert: Ist ja immerhin neues Gebiet, was sie da betreten.

Hier entsteht der Eindruck, als wenn Sekai Project mit ihren eigenen Aufgaben bereits jetzt überfordert ist. Statt sich dann auf ihr Steckenpferd zu konzentrieren, versuchen sie aber in immer weitere Märkte auszuufern: Nach dem Versuch auch Manga zu lokalisieren, folgt nun Sekai Games für Videospiele. Ein Blick in die Manga-Sparte verheißt allerdings nichts Gutes für den Games-Bereich. Denn dort konnte bereits der zweite Band von Gate nicht zur geplanten Zeit veröffentlicht werden.

Sekai Project will viel, schafft es aber nur selten mit ihren Releases wirklich zu überzeugen. Und dies liegt nicht an ihrem lizenzierten Material, sondern komplett an der Arbeit, die sie selbst abliefern. Obwohl ich Sekai Project früher selbst viel unterstützt und auch noch Interesse an manchen ihrer Lizenzen habe, kann ich Sekai Project einfach nicht empfehlen. Sie schaffen es konsequent sich selbst ins Aus zu schießen und auch ihre Seriosität zerbröckeln zu lassen. Etwas, was sich eine Firma in so einem Nischenmarkt eigentlich nicht leisten kann.

Ich rate daher klar davon ab, die auf Kickstarter basierenden Geschäftsgebaren von Sekai Project zu unterstützen und selbst wenn man an einen Titel interessiert ist, mindestens den ersten Patch und einen Sale abzuwarten, bevor man bei einem Titel zuschlägt. Zu Not kann man auch auf einen der Fan-Patches warten. Nicht selten findet sich jemand, der es sich zur Aufgabe macht Sekai Projects Übersetzungen (und teilweise auch CGs) in Ordnung zu bringen und einen eigenen Patch zu veröffentlichen. Das so etwas überhaupt von Nöten ist, ist an sich schon traurig genug.

Quellen:

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